Rennberichte
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Zugspitz Ultratrail 2019

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Wir, Alex, Chris und meine Wenigkeit reisten Donnerstag nach Grainau am Fuße der wundervollen Alpspitze und bezogen unser Apartment. Danach erkundeten wir noch den Ort und suchten uns etwas gemütliches zum Einkehren. 

Freitag früh machten wir dann ein kleines Läufchen und schauten uns den Ein- und Ausstieg der Strecke an. Dabei boten sich uns wundervoll, idyllische Bilder – ein weites Tal und herrliche Wälder zwischen Alp- und Zugspitze ⛰

Zurück im Hotel duschen und ab zum Frühstück 😃 Das Buffet war sensationell 👍🏻 Danach gingen wir unsere Startunterlagen abholen, schlenderten  über die Expo und lösten unsere Gutscheine ein, welche im Starterpaket waren. 

Der Start war für Samstag 07:15 geplant. Die Wettervorhersage kündigte Sonne ☀️ und Gewitter ⛈ für den Samstag an und alle hofften auf Besserung. Doch am Nachmittag kam schon die erste Nachricht per SMS – Die Originalstrecke muss verlegt werden 😌 Gespannt warteten alle auf weiteren Nachrichten und wir verfolgten den Wetterbericht und aktuelle Infos auf allen Kanälen.

Gegen Nachmittag kam dann eine weitere  Nachricht – Die Wetterprognose wendete sich zum schlechteren! Starke Gewitter 🌩 Hagel und Sturm 🌬 würden das Rennen zur Gefahr machen 😌 Der Veranstalter fasste den Entschluss, die beiden Strecken, Ultratrail und Supertrail XL, zu streichen und die Teilnehmer den Supertrail laufen zu lassen 😔 Erstmal doof, aber völlig nachvollziehbar 👍🏻 Ca. 2.500 Teilnehmer auf den unterschiedlichsten Strecken – teils auf über 2.000 Metern – in Kombination mit Gewitter, Sturm, Hagel und Regen im Gebirge 🤔 Nicht gut!

Jetzt galt es meinen ursprünglichen Plan für den Ultratrail neu zu definieren. Ich hatte mir vorgenommen, die 103 Kilometer in unter 18 Stunden zu laufen. Der Supertrail war mit 63 Kilometern zwar kürzer, aber mit 2.984 Höhenmetern nicht weniger anspruchsvoll 🙈 Da beschloss ich, meine Strategie beizubehalten und mein Ultratrail Renntempo etwas schneller zu gestalten und unter 9 Stunden im Ziel einzulaufen. 

Im abendlichen Racebriefing wurden nochmals die Details zur Organisation und zur Strecke festgelegt. Dann hieß es für uns ein letztes Mal, die Ausrüstung zu checken und früh ins Bett zu gehen.

Am nächsten Morgen – die Starts wurden alle auf 08:00 geschoben 😌 Das brachte eine weitere Herausforderung mit sich – alle 2.500 Teilnehmer waren zur gleichen Zeit auf der Strecke 🙈 

Im Grunde liefen alle Teilnehmer von unterschiedlichen Startorten auf die Ultratrail-Strecke auf. Durch die die Zusammenlegung der Teilnehmer starteten nun also 1.500 Läuferinnen und Läufer in 2 Startblocks auf den Supertrail 😃 

Nach einem kurzen Bustransfer von Grainau nach Leutasch und der Ausrüstungskontrolle reihte ich mich in Startblock 1 ein. Mit Hinblick auf die vielen Änderungen und die bevorstehende Wetterlage war die Stimmung etwas angespannt 😬 Hinzu kam, dass der Veranstalter, kurz vor dem Start noch eine weitere Streckenänderung bekannt gab 😊 Aber hey – Safety first 👌🏻

Dann ging es los und alle waren froh als der Startschuss endlich fiel. 

Ich ging das Rennen ruhig an und fand schnell meinen Rhythmus. Der erste große Anstieg lies nicht lange auf sich warten und die knapp 1.500 Läuferinnen und Läufer überwanden die 1.000 Höhenmetern auf ca. 8 Kilometern. Es sah aus, als ob alle an einer Schnur nach oben geführt wurden 😊 Oben angekommen musste der erste Downhill über ein Schneefeld überwunden werden. Also mit Vollgas und ein paar Rutschern zurück ins Tal 🤙🏻 Anschließend folgte ein langer Downhill durch alpines Gelände, schmale Trails und Wälder bis zum ersten Verpflegungspunkt VP3. Wasser auffüllen und weiter. Nach der VP kam ein langes Flachstück und ich erhöhte das Tempo – etwas zu viel, wie sich später herausstellte 😊

Ich konnte einige Plätze zwischen VP3, 4, 5 und 6 gutmachen, rollte vor mich hin und genoss das Rennen. Immer schön von VP zu VP. Dann kamen die ersten Anstiege und es ging über einige kleinere Gipfel, die ein wunderbares Panorama boten, wieder runter ins Tal, am Ferchensee entlang und zur VP7. Dort traf ich überraschenderweise Christina, die dort half, und stärkte mich. 

Obwohl es inzwischen recht warm war, hatte ich einen guten Rhythmus und fühlte mich gut. Langsam zogen die Wolken auf und ich hoffte, noch gut durch das prognostizierte Wetter zu kommen. Da kam auch gleich ein Anflug von Unwohlsein und ein erstes Tief machte sich breit in mir 😌 Zweifel, Gedanken über Gedanken. Irgendwie konnte ich es nicht loswerden und schleppte es bis zum VP8 an der Patnachalm, an der ich mit Beifall begrüßt wurde. Das half ungemein und gab mir wieder Auftrieb. Dazu kam die Sonne wieder hervor ☀️ und ich konnte wieder in mein Rennen finden 🤙🏻

Der letzte lange Anstieg, welcher mir dann zeigte, wo meine körperlichen Grenzen lagen und das ich anfänglich noch etwas Energie sparen hätte sollen 🙈 Schritt um Schritt wurde es steiler und schwerer, die Beine immer steifer, die Sonne schwand, die Temperatur fiel von Höhenmeter zu Höhenmeter, ich war nassgeschwitzt und fror auch noch – was mein 2. mentales Tief zum Vorschein brachte 😔 Da war er dann – der Moment ☝🏻 Aufgeben? Ja? 

Ich blieb kurz stehen und versuchte mich wieder zu sammeln und sagte mir: „Komm mal wieder klar!“ Ich dachte an die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben 😘 und sagte mir: „Einen Schritt und dann den nächsten und wieder einen und, und, und….!“ Dann hörte ich, wie Zuschauer am Ende des Aufstieges mit Kuhglocken die Läufer motivierten 😃👍🏻 und legte wieder einen Schritt zu.

Nur noch 2 Schleifen und ich sah zum ersten Mal nach etwa 2h wieder Menschen. Da fühlte ich mich erleichtert und konnte wieder etwas Laufen, was mir gut tat! Kurz darauf kam ich zur VP9 im Kessel des Osterferner und wusste – jetzt ist es nicht mehr weit!!!

Dort zog ich mir meine Jacke über, verpflegte mich gut und lief weiter. Von dort ging es weiter nach oben und die Kulisse war beeindruckend. Felsen türmten sich zwischen schneebedeckten Flächen auf. Am höchsten Punkt angelangt applaudierten Helfer der Bergwacht und feuerten mich an! Das brachte wieder Wärme in meine Seele und im darauffolgenden Downhill auch wieder in meinen Körper 😊 

Am letzten VP10 wusste ich – jetzt geht es nur noch bergab 😃 Ich trank, lief und raste den Jägersteig hinunter. Die Beine waren wieder lockerer und mit jedem negativen Höhenmeter und jedem Läufer, den ich überholte,  freute ich mich mehr und mehr 😃 Unten angekommen, ging es nur noch über Asphalt und ein paar Kilometer bis ins Ziel. In der Zielgeraden feierten mich die Zuschauer wie den Erstplatzierten und ich konnte meine Freudentränen kaum zurückhalten 😊 Mit 08:49:24 konnte ich nicht nur mein Ziel erreichen, sondern konnte auch noch den Platz 94 unter mehr als 1.000 Teilnehmern erlaufen 🙈

Alles in allem – ein verrückter Tag!

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